Was summt denn da? Wildbienentage bei den Naturfreunden

Wir freuen uns auf euch!

 

Honigbienen - wer kennt sie nicht? Schwarz-gelb gestreift, irgendwie auch flauschig, immer emsig, Pollen und Nektar für Honig sammelnd. Aber was ist eigentlich mit den wilden Verwandten der Honigbiene, den Wildbienen? Die gibt es ja schließlich auch, und allein in Deutschland werden über 560 Wildbienenarten gezählt. Ja, und was ist nun mit den Wildbienen? Nun, viele sind gefährdet - allein 228 der Wildbienenarten in Deutschland gelten laut BUND Niedersachsen als bestandsgefährdet! Pestizide, Klimawandel und vor allem der Rückgang von Lebensraum machen den Wildbienen und auch anderen Insekten zu schaffen. Und so ganz damit abfinden wollen wir uns bei den Naturfreunden damit nicht. Wie können Wildbienen also geschützt werden? Und was brauchen die überhaupt an Nahrung? Wo leben die eigentlich? Sammeln die auch Honig? Gibt es Konflikte zwischen Wild- und Honigbienen? Und warum wäre das denn schlecht, wenn die nicht mehr da sind - und überhaupt…?
So viele Fragen, auch in unserer Ortsgruppe!
Infos und Antworten müssen also her - wir wollen was über Wildbienen lernen!
Also wurden ein paar Experten gefragt, ob sie uns mal was über Wildbienen erzählen könnten. Und die sagten dann auch prompt zu: „Ja klar, machen wir gerne! Ihr kommt mal zu uns, oder wir kommen zu Euch und dann berichten wir Euch über Wildbienen!“ Klasse, gleich mal was zum Ende unseres Winterprogramms über Wildbienen organisiert und Referenten eingeladen.

Zuerst kam Henri Greil am 05.03.2023 in unser Vereinsheim am Südsee. Er arbeitet im Institut für Bienenschutz am Julius-Kühn-Institut und berichtete in einem Vortrag, was er dort zusammen in Kooperation mit der Stadt Braunschweig für den Erhalt von Wildbienen macht. Unter anderem hat er schon bei der Auswahl von Pflanzen für Dachbegrünungen auf Neubauten des städtischen Klinikums beraten. Gemeinsam mit dem Fachbereich Stadtgrün der Stadtverwaltung hat er viele Habitatstrukturen im Stadtgebiet entwickelt. Blühflächen wurden da angelegt, mit einer eigens entwickelten Saatgutmischung, abgestimmt auf viele Wildbienenarten, so dass möglichst viele der kleinen Wilden an möglichst vielen Blühpflanzen was zu futtern finden. Und richtig toll sehen diese bunten Blühflächen für das menschliche Auge dann auch noch aus. Mit eindrucksvollen Bildern und Zahlen schmückte Henri Greil seinen Vortrag für die 30 anwesenden Leute aus. Sogar die Kinder im Publikum zeigten beim zweistündigen Vortrag Durchhaltevermögen. Nach dem Vortrag folgte ein Rundgang zum entstehenden Insektenlehrpfad auf dem Naturfreundegelände. Blühflächen, Habitatstrukturen für Wildbienen - sowas wollen wir da auch haben! Die vor gar nicht allzu langer Zeit bei uns gegründete Bienengruppe wollte das Imkern lernen - aber schnell lernten wir alle, dass ein Beitrag zum Erhalt der gefährdeten Wildbienen für uns genauso wichtig sein sollte. Daraus entwickelte sich das Lehrpfadprojekt, das gerade erst zu wachsen beginnt. Henri Greil gab beim Rundgang Tipps, zeigte auf einen Lehmhügel, der beim Aushub eines Brunnens übriggeblieben ist: „Perfekt! Einfach so liegen lassen, das ist für einige Wildbienenarten schon vollkommen ausreichend.“ Freude bei den Mitgliedern, die bisher am Lehrpfad mitgewirkt haben - neben der Anlage von Hochbeeten für Wildbienenpflanzen wurde also durch „spontane Lehm-Resteverwertung“ gleich ein Habitat für Wildbienen mitgeschaffen. Der Haufen muss also gar nicht weg, nur ein bisschen aufbessern - das war ja einfach und zudem motivierend. Sogleich wurde ein kurzfristiger Hilfseinsatz für die Pflege des Lehrpfades 13 Tage später angesetzt. Gerechnet wurde mit zwei bis drei Helfern, es meldeten sich acht und gekommen sind am Ende zehn. Das Wetter war auch noch super, wo doch eine Woche zuvor noch Schnee lag. So konnten wir gut was schaffen!
Tags darauf, am 19.03., stand ein Besuch beim Haus Entenfang in Riddagshausen an. Rangerin Anke Kätzel begrüßte eine 15-köpfige Gruppe, der viele Kinder angehörten. Und wieder war uns das Wetter mit Sonnenschein und Temperaturen um die 20 Grad hold. Das tolle Wetter sollte am Ende noch nützlich für die Wildbienenbeobachtung werden. Zunächst ging es aber ins Haus, wo uns Anke Kätzel etwas über dessen Geschichte erzählte. Sie führte u.a. durch eine kleine Ausstellung über Spinnen und auch wenn das keine Insekten sind, so sind sie doch spannend interessant und gruselig faszinierend. Weiter ging es danach ins herrliche Außengelände, raus an den Teich. Aus einer Fangreuse holte die Rangerin ein paar seltene Kammmolche heraus, und einige Kinder durften sie mutig in die Hand nehmen. Libellenlarven wurden auch noch bewundert und kleine Frösche bestaunt, welch ein Spaß! Dann erzählte uns die Rangerin eine Menge über Wildbienen und auch was leider alles beim Bau von Wildbienenhotels falsch gemacht wird. Insektenhotels aus dem Baumarkt? Alles schrott! Besser ist es, „Hotels“ nur für Wildbienen zu bauen und darauf zu achten, dass sich keine anderen Insekten einnisten und die Wildbienen verdrängen. Wie ein richtiges Wildbienenhotel aussehen soll, zeigte uns Anke Kätzel an einem Exemplar. Welch ein Summen und Brummen uns da erwartete! Unzählige Wildbienen ließen das Hotel am Haus Entenfang leben, vor allem die Gehörnte Mauerbiene, wie uns die Rangerin zeigte. „Wildbienen mögen es vor allem warm, daher sollte ein Wildbienenhotel auch immer an einem exponiert sonnigen Standort stehen. Dann wird es auch gut angenommen.“ Fasziniert und geradezu begeistert beobachteten alle das wuselige Schwirren der vorwiegend männlichen Gehörnten Mauerbienen. Die Männchen der Mauerbiene sind übrigens am weißen "Bart" gut zu erkennen.
Mit diesen Eindrücken endete der Besuch beim Haus Entenfang, wo wir wieder eine Menge, und nicht nur über Wildbienen, lernten - und Tipps für die Ausgestaltung unseres Insektenlehrpfades durften wir auch noch mitnehmen.
Wir nennen ihn übrigens Insektenlehrpfad und nicht Bienenlehrpfad, weil es dabei am Ende nicht nur um Wild- und Honigbienen gehen soll. Schmetterlinge und Libellen sind nämlich auch sehr schön und für das Ökosystem wichtig. Aber eins nach dem anderen, kümmern wir uns erstmal um die Wildbienen! Ein Förderantrag zur Erweiterung des Lehrpfads wurde bereits gestellt, und vielleicht haben wir bald auch an unserem Lehrpfad eine für Wildbienen leckere Blühwiese und ein ausgebuchtes Wildbienenhotel. Irgendwann in naher Zukunft wollen auch wir Naturfreunde in Braunschweig mit vielen wichtigen Infos einen Beitrag zum Erhalt der Insektenvielfalt beitragen und die anfangs in diesem Text gestellten Fragen beantworten. Kommt, und macht mit!

 

1. Gut besuchter Vortrag von Henri Greil (JKI) im Saal des Vereinsheims.

2. Der Erdhaufen bleibt! Hilfseinsatz am Lehrpfad.

3. Rangerin Anke Kätzel begrüßt uns am Haus Entenfang.

4. Die Rangerin übergibt vorsichtig Kammmolche an die Kinder


5. So sollte ein Wildbienenhotel aussehen! Leo und Luise sind fasziniert.

6. Der Besuch am Wildbienenhotel

7. Aktive Gehörnte Mauerbienen (Osmia cornuta)

8. Infos zur Lebensweise von Wildbienen

Braunschweig, 29.03.2023
Kai Spintzyk

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Kommentare: 1
  • #1

    Kai (Dienstag, 04 April 2023 19:10)

    Jaja, Kammmolch wird mit drei "m" geschrieben. ;-p